Menü

×
Live Bestand News Ratgeber Blog Newsletter Über uns Rezept einlösen Anrufen

Blog

31. Oktober 2023

Cannabis im Sport: Potenzial zur Leistungssteigerung oder Dopingdilemma?


Aufsehen um Sha‘ Carri Richardson: positive Dopingkontrolle und Kontroverse.

Im Juni 2021 sorgte der positive THC-Test der amerikanischen Sprinterin Sha‘ Carri Richardson für Aufsehen. Die darauffolgende einmonatige Sperre und die Nichtnominierung für die Sommerspiele in Tokyo entfachten Diskussionen über die Platzierung von Cannabis auf der Dopingliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Die damals 21-jährige Sprinterin handelte legal, da der Freizeitkonsum in vielen US-Bundesstaaten erlaubt ist. Ihr Ziel war nicht die Leistungssteigerung, sondern die Bewältigung des Verlustes eines Elternteils, was die Frage aufwirft, ob die anschließenden Sanktionen wirklich gerechtfertigt waren.

Kriterien für die Dopingliste und Diskussion um Cannabis: Leistungsfähigkeit, Gesundheit, Fairness

Die Entscheidung, ob eine Substanz auf die Dopingliste kommt, basiert auf drei essenziellen Kriterien: Die Diskussion darüber, ob Cannabis auf der Dopingliste verbleiben sollte, konzentriert sich weniger auf die potenzielle Leistungssteigerung als vielmehr auf den Schutz der Athleten. Der Konsum von Cannabis kann die Risikobereitschaft erhöhen und Hemmschwelle von Athleten verringern, was die Verletzungsgefahr sowohl für die Sportler selbst als auch für Mitspieler erhöhen könnte. Es gibt bisher keine klaren Beweise dafür, dass Cannabis zweifelsfrei die Leistung steigert. Gleichzeitig gibt es keine umfangreichen Aussagen über potenzielle negative Auswirkungen von Cannabis auf die Leistung. Cannabis findet sich auf der „in-competition“-Doping-Liste, was bedeutet, dass sein Konsum während des Wettkampfes untersagt ist. In Ländern, in denen der Freizeitkonsum legal ist, besteht also kein grundsätzliches Hindernis für den Einsatz während der Trainingsphase. Die Anpassung des Grenzwerts für einen positiven Urin-Test im Jahr 2013 von 15 auf 150ng/ml ermöglicht demnach eine präzisere Unterscheidung, da Cannabis Wochen bis Monate nachweisbar bleibt.

Cannabis im deutschen Sport: Mögliche rechtliche Veränderungen ab 2024

Ab dem Jahr 2024 könnten sich in Deutschland vergleichbare, schwer zu beurteilende Situationen ergeben, sollte Cannabis unter bestimmten Bedingungen legalisiert werden. Diese potenzielle Veränderung wirft nicht nur für Spitzensportler, sondern auch für Hobby-Athleten und sportlich aktive Patienten, die medizinisches Cannabis nutzen, wichtige Fragen auf.

Warum setzen Sportler auf Cannabis? Umfragen in den USA liefern folgende Antworten: Regeneration und Erholung

Untersuchungen unter Sportlern in den USA zeigen, dass der Gebrauch von Cannabis weniger auf das Ziel der Leistungssteigerung abzielt. Vielmehr wird es während Trainings- und Regenerationsphasen genutzt, um Erholung, Entspannung, Verbesserung des Schlafs, Steigerung der Trainingsmotivation und Förderung der Regeneration zu unterstützen.

Potenzielle negative Auswirkungen von Cannabis auf Körper und Psyche

Negative Effekte wie Schwindel, Benommenheit, ein verlangsamtes Reaktionsvermögen, eine verminderte Koordination oder ein verändertes Raum-/Zeitempfinden können besonders relevant sein, insbesondere für Sportarten, die Präzision, Geschwindigkeit oder schnelle Reaktionen erfordern. Cannabiskonsum kann die Herzfrequenz und den Blutdruck erhöhen und in seltenen Fällen auch zu Herzrhythmusstörungen führen. Bei Vorliegen kardialer Vorerkrankungen oder weiteren Risikofaktoren kann der Einsatz von Cannabis und zusätzliche sportliche Betätigung auch das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall begünstigen. Darüber hinaus sind auch Veränderungen der Lungenfunktion und psychische Auswirkungen zu berücksichtigen. Es gibt Hinweise, dass langfristiger Cannabiskonsum die Ausdauer reduzieren kann. Für konkretere Aussagen zu Langzeitfolgen fehlt es jedoch bislang an aussagekräftigen Daten. Betrachtet man die negativen körperlichen Auswirkungen von Cannabis in der Debatte sollte man zumindest erwähnen, dass der stetig wachsende Schmerzmittelmissbrauch im Sport seit jeher ein Problem darstellt und viele Anxiolytika, Schmerzmittel und Sedativa nicht auf der Dopingliste stehen, nachweislich mit zum Teil erheblichen Nebenwirkungen verbunden und bei bestimmten Grunderkrankungen kontraindiziert sind.

Potenzial für Leistungssteigerung: Die positive Wirkung von Cannabis

Als potenziell hilfreich sind insbesondere muskelrelaxierende, schmerzlindernde und schmerzwahrnehmung/-modulierende, angstlösende und stimmungsaufhellende sowie schlaffördernde Eigenschaften von Cannabis zu nennen. Studien zufolge weist Cannabis auch eine bronchienerweiternde Wirkung auf. Einige Athleten berichten außerdem von verbesserter Konzentration und kreativeren Entscheidungsfindungen. Weitere positive Effekte von Cannabis könnten darin bestehen, Sportlern zu helfen, mit Druck, Trainingsbelastungen, Misserfolgen und Verletzungen besser umgehen zu können.

Cannabidiol (CBD) im Sport: Die schmerzlindernde Wunderwaffe?

Im Vergleich zu THC wurde Cannabidiol (CBD) 2018 von der Dopingliste gestrichen und wird im Sport aufgrund seiner schmerzlindernden, entzündungshemmenden, beruhigenden und immunmodulatorischen Eigenschaften immer beliebter. CBD unterliegt nicht dem Betäubungsmittelgesetz, aber die Qualität frei verkäuflicher CBD-Produkte variiert erheblich und ist aus medizinischer und pharmazeutischer Sicht nicht empfehlenswert. Eine Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker wird auch hier empfohlen, da potenzielle Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwindel oder Kopfschmerzen auftreten können. Neue Erkenntnisse aus einer 2021-Studie zeigen, dass CBD, insbesondere Vollspektrum-CBD-Präparate, ein nicht unerhebliches Risiko für positive Doping-Kontrollen bergen können, bedingt durch natürlich enthaltene (verbotene) Cannabinoide.

Das Fazit zu Cannabis im Sport

Die bisherigen Studien fokussieren vorrangig auf den Konsum von Cannabiszigaretten im Freizeitbereich. Im Gegensatz dazu wird medizinisches Cannabis üblicherweise inhalativ oder oral eingenommen und unterliegt dabei oft einer sorgfältigen ärztlichen Überwachung. Zusätzlich variieren die Auswirkungen von Cannabis erheblich in Abhängigkeit von der Art der Anwendung, der Häufigkeit, der Dosierung und den individuellen Voraussetzungen der Sportlerinnen und Sportler. Athleten, die medizinisches Cannabis in Betracht ziehen, sollten sich über die Dopingregeln ihrer Sportorganisation informieren und die Vor- und Nachteile mit qualifizierten medizinischen Fachleuten besprechen. Eine individuelle Dosierung und Auswahl spezifischer Cannabissorten könnten nicht nur zu einer effektiven Symptomlinderung führen, sondern auch die sportliche Performance steigern. Es ist wichtig zu betonen, dass medizinisches Cannabis nicht als Ersatz für traditionelle Behandlungen und Rehabilitationsmethoden betrachtet werden sollte und es mehr Forschung benötigt, um die Effekte von Cannabiskonsum auf die physischen und psychischen Faktoren im Sport vollständig zu verstehen.

zurück zur Übersicht