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6. März 2023
Hype oder Hoffnung: Was können CBD-Produkte wirklich?
Cannabidiol, abgekürzt CBD, ist neben Tetrahydrocannabinol (THC) der bisher populärste Inhaltsstoff der Hanfpflanze.
CBD und CBD-haltige Produkte gibt es inzwischen nicht nur in Apotheken, sondern auch in Drogerien, Supermärkten, Kiosken & Co. Neben CBD-Ölen und CBD-haltigen Tees werden verschiedenste Kosmetika wie beispielsweise Gesichtscremes, Bodylotionen und Badezusätze angeboten. Außerdem findet man inzwischen auch CBD-haltige Lebensmittel wie Getränke, Schokoladen oder Kaugummis, ja sogar Hanfpasta in den Regalen, welche alle vorzugsweise weitere attraktive Schlagworte auf den Verpackungen enthalten und als besonders hip, biologisch und gesund gelten. Selbst in der Vermarktung von Produkten für unsere geliebten Haustiere scheint der Zusatz CBD mittlerweile ein Kundenmagnet zu sein, sodass man nicht lange suchen muss, um CBD-haltige Leckerlies für Hund & Katz zu finden, welche als wahre Antistresswundermittel angepriesen werden.
Aber ist dieser Hype denn nun gerichtfertigt?
CBD hat, anders als THC, keine berauschende Wirkung, weshalb man es auch als artigen Bruder des THC bezeichnen könnte. Aus dem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2018 geht hervor, dass CBD im Allgemeinen gut verträglich ist und kein Abhängigkeitsrisiko oder Missbrauchspotenzial birgt. Ferner kam ein Expertenteam zu dem Schluss, dass es möglichweise bei einigen medizinischen Indikation hilfreich sein kann.Was ist dran an den Behauptungen, dass CBD schlaffördernde, beruhigende, angstlösende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung haben soll?
Die tatsächlichen Belege für seine Wirksamkeit betreffen bis dato vor allem den Einsatz von CBD bei bestimmten Formen der Epilepsie und bei einigen Beschwerden von Multipler Sklerose. Im Jahr 2018 wurde das Cannabinoid als Antiepileptikum (Epidyolex®) in den USA und ein Jahr später auch in der EU zugelassen, nachdem die Neurologen Orrin Devinsky und Elizabeth Thiele mittels mehrerer Studien die Wirksamkeit von CBD bei zwei schwerwiegenden Formen von Epilepsie bei Kindern, dem Lennox-Gestaut- und Dravet-Syndrom, belegen konnten. Bei Multipler Sklerose findet es aufgrund seiner entkrampfenden Wirkung außerdem Anwendung bei schmerzhaften muskulären Spastiken über den Wirkstoff Nabiximol (Sativex).Hoffnungen bestehen darüber hinaus, dass es Symptomlinderung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, bewirkt oder sich dank seiner entzündungshemmenden Eigenschaften positiv bei Arthritis und Psoriasis auswirken kann. Studien zur Schizophrenie liefern Hinweise, dass auch Menschen mit Psychosen vom Einsatz profitieren können, um Wahnvorstellungen und Halluzinationen zu dämpfen. Auch der Einsatz bei Suchterkrankungen erweist sich laut aktuellen Forschungsergebnissen als vielversprechend. So konnte man in Tierexperimentellen Studien ein verringertes Verlangen nach Alkohol, Cannabis, Opiaten und Stimulanzien nachweisen. Etwas weiter ist die Forschung im Bereich Nikotin und CBD. Es konnte in einer Doppelblindstudie aus dem Jahre 2013 einen geringeren Tabakkonsum bei gleichzeitiger Einnahme von CBD gegenüber der Placebogruppe belegen. Im Jahr 2019 zeigten anerkannte Studien, dass Heroinabhängige von CBD profitieren, indem das Verlangen, das sog. „Craving“, weniger wurde.
Forschungen zum Einsatz bei Ängsten, Schlafproblemen und Schmerzen liefern ferner interessante Anhaltspunkte, dass auch hier der Einsatz möglicherweise sinnvoll ist, jedoch benötigt es bei den meisten Indikationen noch weitere fundierte Studien, um eindeutige Gewissheit zu erlangen.
Im Weiteren ist zu bedenken, dass bisher keine exakten Empfehlungen zu Dosierungen bei entsprechenden Krankheiten bekannt sind. Seriöse Studien legen jedoch nahe, dass, um überhaupt eine therapeutische Wirksamkeit zu erzielen, weit höhere Dosierungen notwendig werden, als dies bei den meisten frei verkäuflichen CBD-Produkten der Fall ist. Je nachdem kommen unterschiedliche Einnahmeformen in Frage. CBD gibt es sowohl als Öle, Extrakte, Spray, Kapseln, Pflaster, topische Präparate zur Anwendung auf der Haut, aber auch als CBD-Blüten zum Inhalieren.
Fragen Sie also vorher am besten nochmal Ihren Arzt oder Apotheker um Rat. Dies empfiehlt sich außerdem, da CBD nicht gänzlich frei von Nebenwirkungen oder Risiken ist.
Häufigste bekannte Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Benommenheit, Übelkeit, Schwindel und Appetitminderung. Je nach Einsatzgebiet kann man jedoch sagen, dass im Vergleich zu anderen Arzneimitteln meist geringere Nebenwirkungen zu erwarten sind. Da CBD über die Leber verstoffwechselt und dort mit wichtigen Enzymen interagiert, wie das auch bei vielen anderen Arzneimitteln der Fall ist, kann dies unter Umständen zu Wechselwirkungen führen. Dies wiederum kann man sich therapeutisch zunutze machen, je nachdem welches Therapieziel man verfolgt. Bei längerer Einnahme hoher CBD-Dosierungen können entsprechende Blutparameter, welche die Leber betreffen, verändert sein, weshalb auch hierfür eine Rücksprache mit dem Arzt erfolgen sollte.
Es gibt so Hinweise auf die Funktionsfähigkeit der Plazenta beeinträchtigende Effekte von CBD. Schwangere sollten deshalb auf die Einnahme von CBD aufgrund der nicht abschätzbaren Auswirkungen gänzlich verzichten.
Im Jahr 2019 entschied das EU-Parlament, dass Hersteller von CBD-Produkten eine Zulassung als Arzneimittel oder als neuartiges Lebensmittel beantragen müssen, was im zweiten Fall wiederum eine Prüfung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bedeutet. Diese Regelung wird jedoch noch weitgehend ignoriert. Dies hat zur Folge, dass vor allem über das Internet vertriebene CBD-haltige Produkte unzureichenden Kontrollen unterliegen. Abweichende Dosierangaben auf Etiketten & Co sind das eine, schädliche Inhaltsstoffe wie beispielsweise Pestizide jedoch eine ganz andere Problematik.