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30. November 2023

Von Indica bis Sativa- Die Debatte um die klassische Einteilung


Die traditionelle Unterscheidung von Cannabis in Sativa und Indica ist fest in der Cannabiskultur verankert. Doch ist sie auch zeitgemäß und sinnvoll für Patienten? Dieser Frage gehen Experten bereits seit längerem nach und soll in diesem Beitrag nochmal genauer betrachtet werden.

Die Charakteristika von Sativa und Indica: Mythos oder Realität?

Sativa wird vor allem eine Stimmungsaufhellende und aktivierende Wirkung nachgesagt, wohingegen Indica-dominante Cannabissorten eine körperlich entspannende und beruhigende Wirkung haben sollen.

Diese Einteilung ist vor allem eines: einfach und übersichtlich. Es ist vor allem für Laien praktisch, um sich schnell orientieren zu können.

Neue Wege in der Cannabismedizin: Cannabinoide und Terpene im Fokus

Experten lösen sich zunehmend von dieser Einteilung, da Sativa und Indica zwar unterschiedlich aussehen und auch unterschiedlich wachsen, aber dies vor allem Züchtung und Anbau betrifft. Für Cannabispatienten, welche unterschiedlichste Erkrankungen und Beschwerden haben, ist es weniger hilfreich.

Um eine medizinische Wirkung so präzise wie möglich vorhersagen zu können, richten sich erfahrene Cannabisärzte vielmehr an den unterschiedlichen Cannabinoid- und Terpenprofilen der verschiedenen Cannabisblüten.

Ursprung und Entwicklung der Cannabissorten

Erste Aufzeichnungen, die belegen, dass Cannabis für medizinische Zwecke und der Behandlung von Krankheiten eingesetzt wird, gehen zurück auf das chinesische Kaiserreich im Jahre 2700 v.Chr. Hier lassen sich Aufzeichnungen finden, welche darauf hinweisen, dass Cannabis für Schlafprobleme, Übelkeit, Erbrechen, Muskelschmerzen sowie depressive Stimmung eingesetzt wurde.

Beheimatet ist Cannabis, so geht man inzwischen davon aus, in Zentralasien. Die Gattung Cannabis trennte sich vermutlich bereits vor über 27 Mio. Jahren von seinem engsten Verwandten, dem Hopfen, dessen Pollen nur schwer von Cannabis zu unterscheiden sind. Die ältesten Cannabispollen stammen aus einem Grenzgebiet zwischen Tibet und Nordchina und sind laut Forschern 19,6 Mio. alt.

Cannabis Sativa („Gewöhnlicher Hanf“) wurde erstmals im Jahr 1753 vom schwedischen Naturforscher Carl von Linné klassifiziert und wurde von Jean-Baptiste de Lemarck im Jahre 1785 um die Gattung Cannabis Indica („Indischer Hanf“) ergänzt. Der russische Botaniker Dmitrij E. Janischewsky beschrieb im Jahre 1929 erstmals den Cannabis Ruderalis („Ruderal-Hanf“), eine Variante des Cannabis Sativa. Die eigene Gattung Cannabis Ruderalis setzte sich über die Jahrhunderte nicht durch, sodass sich heute eine Einteilung in zwei Arten findet: Cannabis Sativa und Cannabis Indica.

Sativa vs. Indica: Einteilung nach Wachstumseigenschaften und bisher geläufigen Wirkungsprofilen

Cannabis Sativa

Sativa wirkt oft anregend, fördert die Kreativität und kann bei der Bewältigung von Depressionen und Müdigkeit hilfreich sein.

Cannabis Indica

Indica Sorten neigen dazu, entspannende Effekte zu bieten, ideal für die Linderung von Stress, Schlaflosigkeit und körperlichen Beschwerden.

Hybride, sind Kreuzungen aus Indica und Sativa-Genetiken und kombinieren das Beste aus beiden Welten und bieten somit eine breite Palette von therapeutischen Anwendungen. 
Oft werden auch Ruderalis-Sorten zur Kreuzung herangezogen.

Cannabinoide, Terpene und ihre vielfältigen Wirkungen

Doch Vorsicht! You can't judge a book by its cover.

Eine botanische Einteilung gemäß den Wachstumseigenschaften gibt noch lange keine Auskunft über das unterschiedliche Wirkungsspektrum. Nicht alle Sativa Sorten wirken auf jeden aktivierend, nicht alle Indica Sorten wirken im Umkehrschluss schlaffördernd oder entspannend.

Eine zukünftige und präzisere Einteilung könnte sich vor allem nach den unterschiedlichen Cannabinoid- und Terpenprofilen der verschiedenen Strains richten. Eine Cannabispflanze hat über hundert Inhaltsstoffe, wovon Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) die zwei Hauptbestandteile darstellen. THC wirkt psychoaktiv und berauschend, vorwiegend appetitanregend und schmerzlindernd sowie antiemetisch. Wohingegen CBD keine psychoaktive Eigenschaft ausweist, mitunter appetithemmend wirken kann und vor allem für seine entzündungshemmende und beruhigende Eigenschaft bekannt ist.

Es ist also schonmal ein deutlich wirkungsvollerer Ansatz sich an den THC- und CBD-Gehältern zu orientieren.

Insbesondere für unerfahrene, ältere oder stark geschwächte Patienten, aber auch all diejenigen, welche empfindlich auf THC reagieren, könnten demnach Cannabissorten mit einem höheren CBD-Anteil oder einem ausgewogenen THC-/CBD-Anteil die geeignete Wahl darstellen.

Ein weiterer wichtiger Faktor, neben THC und CBD, stellen die Terpene dar. Terpene sind aromatische Verbindungen, welche üblicherweise in Pflanzen und Früchten gebildet werden.

Limonen beispielsweise ist ein Terpen, welches hauptsächlich in Zitrusfrüchten, in Dill, Kardamom, Sellerie, Korianderöl oder in Lorbeer enthalten ist und häufig nach Terpentin riecht. Es ist sowohl als Duftstoff in Kosmetika, Aromastoff in Lebensmitteln, als auch in Konservierungsmitteln für Kosmetika zu finden und wird als pflanzliches Insektizid verwendet.

Über mögliche spezifische Wirkung der einzelnen Terpene wird u.a. in Cannabis- und Patientenforen mitunter wild spekuliert. Häufige Aussagen zu Eigenschaften von Limonen sind beispielsweise Stimmungsaufhellende, Stressreduzierende Effekte.

Pinene, Terpene, welche in Kiefernadeln, Pfefferkörnern, Myrte und Fenchel enthalten sind, sollen wiederum bronchospasmolytische, antibakterielle und antientzündliche Eigenschaften besitzen.

Es scheint Experten zufolge jedoch so, dass die konkrete Wirkung der Terpene weit komplizierter ist, als wir uns hier wünschen würden. Denn auch das Zusammenspiel bestimmter Terpene und anderer Cannabinoide in einer Cannabisblüte, das relative Verhältnis zueinander und zu den Cannabinoiden spielt eine Rolle.

Individualität zählt: Set, Setting und persönliche Reaktionen

Was außerdem eine Rolle bei der Wirkweise der unterschiedlichen Cannabisblüten spielt, und nicht zu unterschätzen ist, sind Set und Setting. Darunter versteht man mitunter die mentale Verfassung (Mindset), in welchem Cannabis eingenommen wird. Zudem die Umgebung (Setting). Aufgrund der psychoaktiven Eigenschaften kann es einen deutlichen Unterschied machen, ob Cannabis in einer ruhigen gemütlichen Umgebung eingenommen wird oder die Einnahme in hektischer lauter Umgebung erfolgt. Auch die Erwartungshaltung, mögliche negative Vorerfahrungen, bestimmte fest verankerte Glaubenssätze in Bezug auf Cannabis sind von Bedeutung.

Beratung durch erfahrene Cannabisärzte/Cannabisapotheker: Die richtige Wahl treffen

Es ist wichtig zu betonen, dass jeder Mensch einzigartig ist und daher unterschiedlich auf verschiedene Strains reagiert. Erfahrene auf Cannabis spezialisierte Ärzte und Apotheker berücksichtigen alle diese unterschiedlichen Einflussfaktoren und beraten Sie ausführlich, um die Vorteile von medizinischem Cannabis in vollen Zügen nutzen zu können und die Lebensqualität langfristig zu verbessern.

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