Cannabis gehört der Gattung der Hanfgewächse (Cannabaceae) an. Ebenfalls zählt Hopfen (=Humulus) zu den Cannabacaen. Cannabis gilt als die wichtigste, sowie älteste Nutzpflanze und wurde bereits früh als Heilpflanze entdeckt. Hanf diente früher vor allem zur Fasergewinnung und zur Samenproduktion. Es enthält unter anderem psychoaktive, also den Geist beeinflussende, Wirkstoffe, kann aber auch bei einer Vielzahl von Krankheiten eingesetzt werden.
Medizinische Cannabisblüten werden unter hohen Voraussetzungen in verschiedenen Ländern angebaut. Der Anbau ist streng kontrolliert und erfolgt unter pharmazeutischen Bedingungen (GMP-Kriterien). Diese umfassen zum Beispiel den Gehalt, die Identität und die Reinheit der Cannabisblüten. Während dem Anbau muss darauf geachtet werden, dass die Qualität der Cannabisblüten unter gleichbleibenden Bedingungen erhalten bleibt, natürlich können von Charge zu Charge Unterschiede auftreten, da es sich bei medizinischen Cannabisblüten um ein Naturprodukt handelt.
Es gibt Cannabispflanzen, die einen sehr hohen THC-Gehalt und einen sehr niedrigen CBD-Gehalt produzieren und Pflanzen, die wiederum einen hohen CBD-Gehalt und einen niedrigen THC-Gehalt produzieren. Je nach Art der Cannabispflanze und Kreuzung der verschiedenen Arten erhält man das eine oder andere und je nach Krankheitsbild kann die eine oder andere Sorte für den Patienten relevant sein. Zum Beispiel sind Cannabisblüten mit hohen THC-Gehältern bei chronischem Schmerzen und AD(H)S sinnvoll und Cannabisblüten mit hohen CBD-Gehältern können bei Angststörungen und Spastiken helfen.
Medizinische Cannabisblüten werden derzeit in einer Vielzahl von Ländern angebaut. Prinzipiell ist es in jedem Land möglich, wenn die Regierung die Erlaubnis dafür erteilt hat. Der Großteil der Cannabisblüten kommt aus Kanada und der Niederlande. Weitere Länder sind zum Beispiel: Australien, Dänemark, Lesotho, Portugal, Spanien, Uruguay, Uganda. In Deutschland werden seit dem Jahr 2021 auch Cannabisblüten angebaut.
THC = Tetrahydrocannabinol ist der am häufigsten vorkommende Wirkstoff. Der Wirkstoffgehalt schwankt, je nach Pflanzensorte. Es gibt männliche und weibliche Formen der Pflanze, jedoch bilden nur die weibliche Formen genug THC, um einen Rausch zu erzeugen. In Wurzeln, Stängeln und Blättern lassen sich kaum Cannabinoide finden. Eine Ausnahme sind Blätter, die direkt am Blütenstand sitzen.
CBD = Cannabidiol ist der Wirkstoff, der am zweithäufigsten in der Cannabispflanze zu finden ist. Er wirkt nicht psychoaktiv, sondern mildert u.a. die psychotrope Wirkung von THC ab.
Neben THC und CBD enthält die Cannabispflanze noch zahlreiche weitere Cannabinoide wie z.B. CBG, CBC, CBN, sowie sog. Terpene:
CBG = Cannabigerol: wird während des Wachstums in andere Cannabinoide umgewandelt, v.a. in THC und CBD, nur ca. 1 % CBG verbleibt in der Pflanze.
CBC = Cannabichromen: entsteht ebenfalls durch Umwandlung von CBG mit Hilfe bestimmter Enzyme. Wirkt selbst nicht psychoaktiv, verstärkt aber die Wirkung von THC.
CBN = Cannabinol: ist ein Oxydationsprodukt von THC und wirkt leicht psychoaktiv.
Terpene = Diese Substanzklasse sind zum einen für den individuellen Duft und das besondere Aroma der Cannabispflanze verantwortlich, modifizieren zum anderen aber auch die Wirkung der Cannabinoide, indem sie einerseits die Aufnahme von CBD und THC verbessern und andererseits die Verfügbarkeit im Körper regulieren. Terpenen wird weiter eine Minderung der Nebenwirkungen zugeschrieben bei gleichzeitiger Wirkverstärkung (Entourage-Effekt). Des Weiteren haben die verschiedenen Terpene auch eigene Effekte.
Neben THC und CBD enthält die Cannabispflanze noch zahlreiche weitere Cannabinoide wie z.B. CBG, CBC, CBN, sowie sog. Terpene:
Bisher sind ca. 200 verschiedene Terpene innerhalb der Cannabispflanze bekannt. Je nach genetischem Ursprung der Cannabispflanze, ist die Terpenen-Zusammensetzung unterschiedlich und verleiht den unterschiedlichen Pflanzen auch unterschiedliche, charakteristische Gerüche. Die meisten Terpene sind im Harz der weiblichen Cannabispflanze zu finden. Pharmakologisch bzw. therapeutisch können Terpene ab einem Konzentrationsgehalt über 0,05% wirken. Ähnlich wie THC verdampfen Terpene bei ca. 157 Grad Celsius und können so mittels Vaporisator ebenfalls während der Inhalation von Cannabis verfügbar gemacht werden. Sie besitzen also pharmakologisches Potenzial und wirken u.a. ebenfalls:
entzündungshemmend, antibakteriell, antifungizid, antiseptisch, antidepressiv, antioxidativ, entspannend, sedativ, schmerzhemmend, antiviral
Hier finden Sie ein paar der häufigsten vorkommenden Terpene:
Caryophyllen:
Wirkung: schmerzlindernd, antioxidativ und entzündungshemmend
Aroma: würzig, holzig
Vorkommen: Eukalyptus, Baldrian, Salbei, Kurkuma, Minze und Pfeffer
Pinen:
Wirkung: stressreduzierend, stimmungsaufhellend, bronchienerweiternd und entzündungshemmend
Aroma: holzig, würzig, nussig
Vorkommen: Pinie, Kampfer, Wacholder, Rosmarin und Eukalyptus
Linalool:
Wirkung: entspannend, schmerzlindernd, entzündungshemmend und krampflösend
Aroma: holzig, grün, blumig
Vorkommen: Kampfer, Koriander, Lorbeer, Hopfen, Muskat und der Zitruspflanze
Myrcen:
Wirkung: entspannend, verstärkt THC, entzündungshemmend, antibakteriell und antifungal
Aroma: holzig, würzig, fruchtig
Vorkommen: Zitruspflanzen, Mango, Pfefferminz, Salbei und Kümmel
Limonen:
Wirkung: stressreduzierend, antidepressiv, angstlösend, antifungal
Aroma: süß
Vorkommen: Zitronenöl, Orangenöl, Sellerie und Dill
Terpinolen:
Wirkung: entspannend, antioxidativ, antibakteriell, antifungal
Aroma: süß, fruchtig
Vorkommen: Mango, Eukalyptus, Petersilie und Baldrian
Cannabis ist u.a. bekannt als Haschisch (auch: „Dope“) oder Marihuana (auch: „Gras“, „Weed“): Haschisch besteht aus dem Harz der Blütenstände der weiblichen Pflanze. Bei Marihuana handelt es sich um getrocknete und zerkleinerte Pflanzenteile ebenfalls der weiblichen Pflanze (meist: Blüten, Blätter, Spitzen); „Hanf“ ist die deutsche Übersetzung vom lat. „Cannabis“.
CBD ist, wie oben erwähnt, eines der ca. 120 vorkommenden Cannabinoide und besitzt keinen psychoaktivierenden, berauschenden Effekt.
Das CBD-Öl ist ein Extrakt, der aus den Blüten und Blättern der Hanfpflanze hergestellt wird; der THC-Anteil beträgt <0,2 %.
Individuelle Einsatzgebiete können sein:
Darreichungsformen sind:
Hierbei ist es wichtig, auf die Hochwertigkeit des Produktes zu achten, denn CBD wirkt pharmakologisch! Dementsprechend ist die Einnahme nicht zu verharmlosen. Dennoch ist seine Wirkung bislang nicht wissenschaftlich nachgewiesen!
Medizinisches Cannabis ist ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel. Es gibt verschreibungspflichtige Fertigarzneimittel (Canemes, Sativex) und verschreibungspflichtige Rezepturarzneimittel, wie Cannabisblüten und -extrakte. Ausschließlich Apotheken können entweder in Deutschland angebautes medizinisches Cannabis oder importiertes Cannabis direkt beim pharmazeutischen Unternehmen/Importeur bestellen.
Der menschliche Körper besitzt viele sog. Cannabinoid-Rezeptoren, an denen die Wirkstoffe der Cannabispflanze andocken können (= Endocannabinoid-System). Sie kommen unter anderem im zentralen Nervensystem, im Herzkreislaufsystem, im Magen-Darm-System, der Muskulatur, der Knochen und der Haut vor. Dementsprechend kann Cannabis bei vielen Erkrankungen und deren Begleiterscheinungen von Nutzen sein, u.a. bei:
Wichtig ist: Cannabinoidhaltige Arzneimittel wirken ausschließlich symptomatisch und beheben nicht die Ursache der Erkrankung!
Für die bislang zugelassenen cannabinoidhaltigen Fertigarzneimittel Sativex, Canemes und Cannabisblüten/-extrakte sind folgende Kontraindikationen bekannt:
SATIVEX
CANEMES
Cannabisblüten/-extrakte
Cannabis wirkt nicht spezifisch und auch nicht auf alle Menschen gleich. Die Wirkung, die bei einem Patienten hervorgerufen werden soll, möchte bei einem anderen vielleicht vermieden werden. Einer der größten Vorteile ist es, dass Cannabis als Medikament, also in therapeutischer Dosierung eingenommen, als ungewöhnlich sicher gilt.
Dennoch können, vor allem zu Beginn der Therapie, diverse körperliche, sowie psychische Nebenwirkungen auftreten, dazu zählen u.a.:
In therapeutisch eigenommenen Dosen merken die Patienten meist wenige bis keine Auswirkungen auf das Herzkreislaufsystem. Zumal sich innerhalb weniger Tage eine Toleranz gegenüber den Herzkreislauf-Wirkungen entwickelt und bei regelmäßiger Einnahme sogar eine Bradykardie auftreten kann.
Nebenwirkungen der Psyche und der Psychomotorik können sein: Euphorie, Angst, Müdigkeit, sowie reduzierte psychomotorische Leistungsfähigkeit.
Im Allgemeinen wird Cannabis als Medikament langfristig gut vertragen.
Wer:
Jeder zugelassene (Fach-)Arzt (außer Zahn- und Tierärzte)
Wie:
Für ein Cannabis-Rezept sollten einige Voraussetzungen gegeben sein, die sich aus dem Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften vom 06. März 2017 ergeben:
Ob diese Voraussetzungen gegeben sind, beurteilt die verschreibende Ärztin oder der verschreibende Arzt individuell. Genaue Angaben zu indizierten Diagnosen müssen allerdings nicht gemacht werden.
Gesetzliche Krankenversicheurng
Eine Kostenübernahme erfolgt bei diesen Voraussetzungen:
Gesetzlich versicherte Patienten haben einen gesetzlichen Anspruch auf Kostenübernahme; dieser darf nur in begründeten Ausnahmefällen abgelehnt werden.
Die Genehmigungsfrist liegt bei max. 3 Wochen; bei Fällen, die einer MDK-Prüfung bedürfen max. 5 Wochen. Palliativpatienten haben eine Wartezeit auf Genehmigung von max. 3 Tagen.
Private Krankenversicheurng
Wir empfehlen vorab eine Genehmigung bei Ihrer privaten Krankenversicherung einzuholen!
Selbstzahler
Cannabis-Arzneimittel können nur mit einem Rezept verordnet werden. Die Gültigkeit des Rezepts beträgt 28 Tage bei einer GKV-Verordnung und 3 Monate bei einer privatärztlichen Verordnung.
Die Beschriftung des Rezepts muss klar und deutlich sein – unklare Rezepte dürfen von Apotheken nicht herausgegeben werden, dies bedeutet, dass einige Rezeptangaben zwingend erforderlich sind:
Die Angabe „Cannabisblüten“ oder „Cannabis flos“ ist als Arzneimittelbezeichnung nicht ausreichend. Die Verordnung ist erst dann eindeutig, wenn zusätzlich der genaue Sortenname der Cannabisblüten genannt ist, da die verschiedenen Sorten sich zum Teil erheblich in ihrem CBD-/THC-Gehalt unterscheiden.
Eine genaue Gebrauchsanweisung muss der abgebenden Apotheke bekannt sein und vorliegen. Ist dies nicht der Fall, wird die Verordnung als nicht plausibel bewertet.
Weitere Informationen dazu finden Sie in unseren FAQ.
Äußeren Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Licht können die Qualität und Wirkungsweise des Cannabis erheblich beeinträchtigen und ist bei der Lagerung zu Hause zu berücksichtigen. Wir empfehlen eine Lagerung an einem kühlen, Licht-undurchlässigen Ort.
Falls Ihnen die Cannabisblüten zu trocken sind, gibt es Feuchtigkeitsbeutel (z.B. Boveda), mit denen Sie die Blüten etwas feuchter machen können. Normalerweise erhalten Sie bei allen Bestellungen ab 10g einen Boveda-Beutel von uns.
Außerdem gilt: Stets außer Reichweite von Kindern aufbewahren!
Cannabinoidhaltige Fertigarzneimitteln:
Cannabisblüten:
Ölige Cannabisextrakte:
Reine Cannabis-Extrakte:
Medizinisches Cannabis ist mittlerweile von mehreren unterschiedlichen Herstellern auf dem Markt. Demnach ist auch ihre Vorgehensweise eine Unterschiedliche: manche Anbieter bestrahlen ihre Cannabisblüten, um die Keimzahl zu reduzieren, andere wiederum verzichten darauf.
Da Medizinalhanf nicht unter sterilen Bedingungen angebaut werden kann, ist es möglich, dass Schimmel- und Pilzsporen in/auf den Cannabisblüten vorkommen, die besonders für immungeschwächte (=immunsupprimierte) Patienten zu einer tödlichen Gefahr werden können. Es ist also ratsam, besser bestrahlte Blüten zu konsumieren. Denn während der Vaporisierung können die Sporen der Pilze mit inhaliert werden und so direkt in den Blutkreislauf des Patienten gelangen, was schwerwiegende Infektionen zur Folge haben kann.
Dennoch steht die Bestrahlung bei Endverbrauchern bzw. Patienten oftmals in der Kritik.
Durch ionisierende Strahlen wird die mikrobielle Qualität der Cannabisblüte verbessert. Eine Beschädigung des Produkts durch die Bestrahlung ist nicht zu befürchten. Bei anderen Sterilisationsverfahren wie der Hitzesterilisation z.B. treten Qualitätseinbußen auf, daher findet diese keine Anwendung.
Entscheidet sich ein Anbieter, seine Produkte zu bestrahlen, muss die Bestrahlung der Blüten in jedem Fall durch die Cannabisagentur zugelassen sein. Ebenso benötigen Importeure eine Bestrahlungslizenz für ihre Produkte, jedes einzelne Produkt braucht eine separate Zulassung. Diese Vorgaben sind für Unternehmen sehr kosten- und zeitintensiv. Da eine Bestrahlung allerdings zurzeit nicht rechtlich bindend ist, gibt es auch keinen einheitlichen Qualitätsstandard.
Momentan werden 2 Bestrahlungsmethoden verwendet:
Beide Methoden erzeugen keine Radioaktivität und haben keinen Einfluss auf den THC- und CBD-Gehalt der jeweiligen Blüten, man erhält dadurch ein keimfreies Produkt.
CBD (Cannabidiol) und THC (Tetrahydrocannabinol) zählen beide, wie eingangs erwähnt, zu den sogenannten Cannabinoiden. Hierbei handelt es sich um die beiden Hauptwirkstoffe des Medizinalhanfs.
3 Arten werden unterschieden, die sich auch aufgrund ihres jeweiligen THC- und CBD-Gehalts auch in ihrer Wirkung unterscheiden:
Die Sorte Cannabis SATIVA hat einen hohen THC-, niedrigen CBD-Gehalt. Sie entfaltet einen energiegeladenen Effekt, wirkt aufmerksamkeitsfördernd und fokussierend.
Cannabis INDICA besitzt einen hohen THC- und einen hohen CBD-Gehalt. Er wirkt beruhigend und entspannend; kann in hohen Dosen schläfrig machen. Außerdem wirkt er schmerzstillend, auch bei Kopfschmerzen und Migräne. Er kann hilfreich bei akutem Stress und Angst sein.
Cannabis RUDERALIS hat meist einen niedrigen THC- und einen hohen CBD-Gehalt. Das hohe CBD mildert das THC ab. Er wird gerne für Hybride Sorten verwendet: Kreuzungen aus Sativa, Indica und Ruderalis, bei denen man sich die positiven Eigenschaften zunutze macht, bzw. miteinander kombiniert. Wenn CBD als therapeutischer Nutzen im Vordergrund steht, dann kommen Ruderalis-Sorten zum Einsatz. Außerdem ist Ruderalis im Anbau äußerst robust und wenig anfällig.
Die unterschiedlichen Arten haben also Unterschiede in ihrem Wirkungsspektrum; vereinfacht gesagt: Cannabis Indica „wirkt im Körper“ (= „Körper-High“); Cannabis Sativa „wirkt im Kopf“ (= „Kopf-High“).
Ebenso zeigt die Pflanze Unterschiede in ihrem Wachstum:
Hier finden Sie eine stets aktualisierte Liste mit kompetenten Ansprechpartnern für eine medizinische Beratung rund um Cannabis.
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